Willkommen beim Mundartforum

Willkommen beim Mundartforum!

Das Mundartforum ist eine Webplattform für alles, was mit den schweizerdeutschen Dialekten zu tun hat. Es bietet allen interessierten Personen – egal, ob Sie sich nun in wissenschaftlichem oder künstlerischem Kontext mit Dialekten beschäftigen oder einfach sonst Freude am Dialekt haben – eine Plattform zur Vernetzung, zum Austausch und zur Zusammenarbeit.

Auf diesen Seiten finden Sie Informationen zum Verein Mundartforum, zu seinen Aktivitäten und Publikationen, eine Agenda mit Veranstaltungshinweisen, Informationen zur Sprachstelle des Vereins und ausserdem zahlreiche Verzeichnisse, Links und weitere Inhalte zum Thema Mundart.

Zur Webplattform kann jede und jeder selbst etwas beitragen: Wir nehmen sehr gerne Veranstaltungshinweise, Ergänzungen zu den Linklisten und Verzeichnissen sowie sonstige Verbesserungsvorschläge entgegen.

Wir wünschen viel Spass beim Stöbern!

Auskunft Nr. 2025-4: Horen/Horental

Gerne würde ich erfahren, woher der Name Horen kommt. Es ist ein kleines Gebiet oder Tal auf dem Weg zur Staffelegg im Kanton AG.

– S. L.

Antwort der Sprachstelle:

Eine spannende Frage, die allerdings sehr schwierig zu beantworten ist. Die Flurnamen im Kanton Aargau sind noch nicht flächendeckend dokumentiert und gedeutet worden. Da die historischen Belege noch nicht gesammelt sind, ist eine sichere Antwort derzeit nicht möglich.

Bei einer kurzen Recherche hat sich gezeigt, dass man den Namen im 19. Jahrhundert als Verkürzung aus Hochrain erklärte (Quelle). Dieser Herleitung ist aus sprachwissenschaftlicher Perspektive jedoch eher zu bezweifeln.

Im Kanton Basel Land gibt es einen ähnlichen Namen: Hore(n) in der Umgebung von Sissach. Der Name wird in der Fachliteratur mit dem Wort Horn in Verbindung gebracht («Die Orts- und Flurnamen des Kantons Basel-Land», Band 6, S. 649). Man erklärt den Namen als «hornartigen Geländevorsprung».

Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Name zum Namentyp Horb/Horw gehört. Dieser Typ beruht auf dem Wort mittelhochdeutsch hor (Genitiv horwes), was «Schmutz, Dreck» bedeutet. Darauf beruhende Namen bezeichnen also zunächst ein dreckiges, sumpfiges Gebiet, später z.B. auch eine Siedlung in der Nähe. Damit gebildete Namen sind in der Deutschschweiz relativ häufig.

Im betreffenden Fall zeigt sich, dass Horen auch noch der Name einer Burgruine ist. Es stellt sich die Frage, was zuerst war: der Flurname oder der Burgname.

Im Alpenraum gibt es recht viele Namen vom Typ Hore(n)-, die eindeutig mit dem Wort Horn («Horn einer Tiers; spitziger Berggipfel») zu tun haben. In der Region AG/BL scheint das aber von der Lautung her nicht zu passen. Man erwartet Horn, nicht Hore/Horen.

Man kann hoffen, dass dereinst ein Namenbuch des Kantons Aargau erarbeitet wird, in dem ein solcher Name dann nachgeschlagen werden kann. Vorüberlegungen dazu gibt es, aber noch wurde das Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt. Daher muss es im Moment bei dieser vorläufigen Antwort bleiben.

(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum, 23.12.2025)

Auskunft Nr. 2025-3: Huure

In Anwesenheit einiger Freunde ist im Alltag plötzlich das zürichdeutsche Wort huure (abhuure), hochdeutsch kauern, wieder einmal aufgetaucht. Dabei haben wir uns gefragt, ob wohl ein Zusammenhang zum Wort Hure besteht. Wissen Sie mehr darüber?

– R. G.

Antwort der Sprachstelle:

Die Wörter huure ‘kauern, ducken’ und Huer w. ‘Hure, Prostituierte’ klingen nur zufällig ähnlich. Von der Wortherkunft her haben sie nichts miteinander zu tun.

Das Verb huure kommt auch im Hochdeutschen ganz vereinzelt als hauern vor. Es ist wohl verwandt mit hochdeutsch kauern, wobei die Alternation von h- mit k- von den Fachleuten bisher noch nicht schlüssig erklärt werden konnte. Hochdeutsch kauern wiederum ist mit englisch to cower verwandt, was das Gleiche bedeutet.

Das Wort Huer geht auf althochdeutsch huora zurück, im Englischen entspricht whore. Weiter zurück ist es vermutlich mit lateinisch cārus ‘begehrt, lieb, teuer, wert’ verwandt. Daraus kann man schliessen, dass das Wort zunächst ‘Geliebte’ bedeutete und dann «beschönigend» für Prostituierte verwendet wurde.

(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum, 16.12.2025)

«Gschichte vo Bäum» – Buchvernissage und Lesung

Claudia Brander präsentiert ein neues Buch mit 100 Geschichten aus der Sammlung von Elisabeth Pfluger. Mit diesem Werk wird ein weiterer Teil der Sammlung von Elisabeth Pfluger der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – ein wertvoller Beitrag zum Erhalt der Solothurner Mundartkultur.

Buchvernissage und kleine Lesung:
Di 23. September 2025, 18:30 Uhr
Im Altwyberhüsli in Solothurn.
Mundartliteraturarchiv
Untere Steingrubenstrasse 39
4500 Solothurn

Einladung (PDF)

 

Auskunft Nr. 2025-2: Tili

Bei uns zuhause wird im Moment das Wort Tili und seine Bedeutung sehr heiss diskutiert. Meine beste Freundin erwähnte Tili in ein einem unserer vielen gemeinsamen Gespräche und meinte damit die Decke. Als ich dann zuhause meine Familienmitglieder fragte, ob sie wissen, was Tili bedeute, meinten mein Vater und meine Großmutter, es sei ein Estrich. Nun sind wir uns nicht einig, was dieses Wort bedeutet. Wir fänden es sehr spannend, von ihnen zu erfahren, was mit dem Wort gemeint ist.

– L. Z.

Antwort der Sprachstelle:

Das Wort Tili hat in den alemannischen Dialekten mehrere Bedeutungen. Die Ausgangsbedeutung ist eigentlich ‘langes, dickes Brett’. In dieser Bedeutung wird das Wort aber heute wohl kaum mehr verwendet. Davon ausgehend konnte das Wort auch ‘Decke’ oder ‘Holzboden’ bedeuten, da Decke und Boden aus solchen Brettern gefertigt wurden. Mit der Zeit erhielt das Wort auch die Bedeutung ‘Dachboden, Estrich’, vermutlich, weil für den Bau des Dachbodens ebenfalls solche Bretter gebraucht wurden oder weil man den Raum oberhalb der Decke meinte. In welcher Gegend das Wort genau mit welcher Bedeutung verwendet wird, ist etwas kompliziert. Man müsste fast wissen, woher Sie bzw. Ihre Verwandten genau kommen.

Im Sprachatlas gibt es relevante Karten. Hier zu Ausdrücken für ‘Dachboden’:
https://sprachatlas.ch/karten/3289

…und hier für Zimmerdecke:
https://sprachatlas.ch/karten/3308

(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum, 6.8.2025)

Bundesfeier 2025

Die Mitwirkenden (v.l.n.r.): Elisabeth Zurgilgen (Obwalden), Rahel Antoniazzi-Streiff (Glarner Mundartverein), Leonie Barandun-Alig (Präsidentin Walservereinigung Graubünden, Obersaxen), Mattia Canonica (Bellinzona), Martin Allenbach (Präsident Kulturgutstiftung Frutigland), Céline Rumpf (Wallis / Université de Neuchâtel), Barbara Castro (Vizepräsidentin Mundartforum, Solothurn), Martin Harzenmoser (Präsident Schaffhauser Mundartverein).

Unter dem Motto «Einklang und Vielfalt» fand am 1. August 2025 die Bundesfeier auf dem Rütli statt. Auf dem Programm stand ein reichhaltiges Dialektprogramm. Dieses wurde organisiert und koordiniert vom Mundartforum in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG).

Im Vorprogramm konnten die BesucherInnen auf Plakaten die Dialektregionen der Schweiz kennenlernen und sich über typische Dialektwörter informieren. Zudem konnte jeder und jede sein/ihr liebstes Dialektwort auf einem der leeren Plakate notieren.

Im Bühnenprogramm – welches unmittelbar auf die 1.-August-Rede von Frau Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter folgte – begaben wir uns auf eine sprachliche Rundreise durch die Schweiz. Das Dialektprogramm zielte darauf ab, Freude an der Sprache zu wecken und die Vielfalt der Sprachen und Dialekte in der Schweiz aufzuzeigen. Die Texte können hier nachgelesen werden: https://sgg-ssup.ch/tourdesuisse/ (mit Übersetzungen in DE, FR und IT).

Weitere Bilder findet man in der Bildergalerie.

Bundesfeier auf der Rütliwiese am 1. August 2025

Das Mundartforum wird an der diesjährigen Bundesfeier zum 1. August auf der Rütli-Wiese mitwirken. Die 1.-August-Feier wird jedes Jahr von der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) organisiert. Die Feier 2025 steht unter dem Motto «Einklang und Vielfalt» und soll den sozialen Zusammenhalt in der Schweiz fördern. Anlässlich der Feier wird Frau Bundespräsidentin K. Keller-Sutter eine Rede halten.

Unser Beitrag wird ein Dialektprogramm sein, welches darauf abzielt, Freude an der Sprache zu wecken und die Vielfalt der Sprachen und Dialekte in der Schweiz aufzuzeigen. Er wird aus einem Vorprogramm mit Plakatständen und einem Hauptteil mit einem kurzen Bühnenauftritt bestehen.

Es sind alle eingeladen, an der Feier teilzunehmen. Die Teilnahme ist gratis. Man muss sich anmelden.

Die offizielle Infoseite zur Feier mit Lageplan, Programm, Schiffsfahrplan usw. finden Sie hier.

Aufnahme neuer Regionalsektionen

Wir freuen uns, bekannt geben zu können, dass anlässlich der Mitgliederversammlung vom 14. Juni 2025 drei neue Regionalgruppen ins Mundartforum aufgenommen wurden:

Solothurner Mundartverein

Schaffhauser Mundartverein

Verein Glarner Mundart

Somit verfügt das Mundartforum nun wieder über vier Regionalgruppen und kann seine Funktion als Netzwerk und Dachverband für die Mundartorganisationen der Deutschschweiz wieder besser wahrnehmen.

Mitgliederversammlung 2025 in Schaffhausen

Der Vereinsvorstand freut sich, Sie zur jährlichen Mitgliederversammlung einladen zu dürfen. Diese findet statt am Samstag, 14. Juni 2025, in Schaffhausen. Wir treffen uns im Alten Schützenhaus an der Rietstrasse 1 in 8200 Schaffhausen (Lageplan).

Die Versammlung findet ab 10:00 Uhr statt (der geschäftliche Teil ab 10:30 Uhr), gefolgt von einem Mittagessen und einem Nachmittagsprogramm.

Einladung (PDF)

>> zur Anmeldung

Anmeldeschluss: 3. Juni 2025.

Gäste sind herzlich willkommen!

Auskunft Nr. 2025-1: Cholereschlucht

Wir möchten gerne wissen, was das Wort Cholere im Namen der Cholereschlucht bedeutet. Können Sie uns weiterhelfen?
Danke u früntlechi Grüess us Thun

– A. S.

Antwort der Sprachstelle: Der Name hängt mit dem Wort Chol, Chole ‚Kohle‘ zusammen. Eine Cholere ist entweder zu verstehen als „Ort, an dem Kohle gebrannt wurde“ oder als „Besitz einer Person bzw. Familie namens Kohler“.

Der Namentyp Cholere kommt in der Deutschschweiz mehrfach vor. Eine Cholere gibt es zum Beispiel auch noch in der Gemeinde Vechigen oder in der Gemeinde Reichenbach im Kandertal. In Obwalden gibt es einen Cholerewald.

Im Berner Ortsnamenbuch (Teilband I/2, Spalte 488) steht im Artikel Chol-:

„Die zahlreichen Flurnamen beleuchten die wirtschaftliche Bedeutung des Herstellens von Holzkohle, teilweise auch der Gewinnung von Steinkohle in früherer Zeit in unseren Gegenden.“

(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum, 19.3.2025)